Weil das Glück auf dem Rücken der Pferde liegt

ROTENBURG. Ankunft am Gelände des Reitclubs Rotenburg an der Visselhöveder Straße: Stallatmosphäre liegt in der Luft, eine Reiterin startet gerade zu einem Ausritt, drei Kinder kommen auf ihren Fahrrädern an. Stalltür auf und dort steht Malte Bausdorf auf der Gasse. Ein freundlicher Gruß und über das ganze Gesicht ein Strahlen, das ansteckend ist. Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde, heißt es sprichwörtlich. Und für den 38-Jährigen sind das Reiten und der Umgang mit dem Pferd tatsächlich die pure Freude.

Schon viele Jahre ist Malte Bausdorf in einer Werkstatt der Lebenshilfe Rotenburg-Verden am Hirtenweg beschäftigt. Doch in seiner Freizeit geht es mehrmals in der Woche in die Steigbügel. „Malte kann man wirklich auf jedes Pferd setzen", berichtet seine Mutter Birgit Bausdorf, die selbst reitet und ihren Sohn – wenn nötig – gerne unterstützt. Denn bevor es hoch zu Ross losgeht zum Reiten, gibt’s einiges zu tun. Das Pferd wird gestriegelt und gebürstet, der Sattel aufgelegt und festgezurrt, das Zaumzeug angelegt. Und natürlich gehört auch Stallarbeit wie das Fegen dazu. „Das mache ich alles sehr gerne", sagt Malte und wer in sein Gesicht blickt, sieht seine Begeisterung für sein Hobby in den leuchtenden Augen. Dabei wollte er als Kind nie aufs Pferd, doch irgendwann machte es „Klick" und seitdem reitet er für sein Leben gern – und das bereits seit rund 20 Jahren.

Treu zur Seite steht ihm seit mehr als einem Jahrzehnt dabei „Norman", das Hannoveraner-Halbblut der Familie. Der 17-jährige Wallach strahlt Ruhe aus und wartet geduldig, bis Malte fertig mit allen Vorbereitungen ist. Und dann heißt es: aufsitzen. Springen ist nichts für Malte, sehr wohl aber die Dressur. „Man lernt dabei so viel, zum Beispiel Balancegefühl und wie man gut sitzt", erklärt Malte, während er in der Halle mit Norman seine Runden dreht. Heute ist er allein in der Bahn, doch oft reitet er im Rahmen von Unterrichtsstunden mit anderen. Dass das Miteinander im Reitclub so gut läuft, freut die ganze Familie: „Das ist hier eine richtig eingeschworene Gemeinschaft", sagt Birgit Bausdorf und Malte nickt.

Auf dem Sattel hält Malte sich immer gut, gefallen ist er so richtig erst einmal. „Und das mit einer Judorolle", berichtet Birgit Bausdorf lachend. Denn Judo ist die zweite große Sportleidenschaft von Malte. Wöchentlich wird trainiert und im Juni steht ein tolles Ereignis auf dem Kalender: die Special Olympics in Hildesheim, bei denen Malte antreten wird. Die Special Olympics wurden in den 1960er-Jahren in den USA von Eunice Kennedy-Shriver, der Schwester von John F. Kennedy, aus der Idee heraus gegründet, Menschen mit geistiger Behinderung eine Teilhabe an Sportaktivitäten und -veranstaltungen zu ermöglichen. Heute ist Special Olympics mit vier Millionen Athletinnen und Athleten in 180 Ländern vertreten und somit weltweit die größte, vom IOC offiziell anerkannte Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. „Darauf freue ich mich riesig", so Malte.

(Text und Foto: Lebenshilfe Rotenburg-Verden/Woyke)

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