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„Immer Feuer und Flamme“

Christian Friede profitiert als Erster im Landkreis vom Budget für Ausbildung

ROTENBURG. Christian Friede hat etwas Tolles geschafft. Und trotzdem ist er sehr bescheiden. Jetzt so im Rampenlicht zu stehen – das ist gar nicht sein Ding. Viel lieber steht er in der Küche – und zwar in der CAFESITObar in Rotenburg. Viele Kunden und Kundinnen kennen ihn bereits seit Jahren, aber es hat sich etwas Entscheidendes geändert: Christian Friede absolviert seit 1. August 2022 eine duale Ausbildung zum Fachpraktiker Küche (Beikoch). Möglich wird das durch das sogenannte Budget für Ausbildung und Christian Friede ist der Erste, für den im Landkreis Rotenburg ein Maßnahmenantrag gestellt wurde.

 

Christian Friede (Zweiter von links) mit seinem Ausbilder Roman Pinnisch (links), seinem Kollegen Florian sowie Jobcoach Sandra Ropers

Christian Friede (Zweiter von links) mit seinem Ausbilder Roman Pinnisch (links), seinem Kollegen Florian sowie Jobcoach Sandra Ropers

 

Die CAFESITObar wird durch die Lebenshilfe Rotenburg-Verden betrieben. Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten ganz selbstverständlich zusammen in einem Team. In das kam Christian Friede bereits 2018. Zunächst arbeitete der heute 35-Jährige im Service. Doch zu Hause steht er gern selbst in der Küche, wie er berichtet. „Und so äußerte er irgendwann den Wunsch, dass er auch gern in der Küche und beim Kochen tätig wäre“, berichtet Daniel Koch, der die gastronomischen Angebote der Lebenshilfe Rotenburg-Verden verantwortet. Nach Möglichkeiten zur Umsetzung wurde geschaut und Christian Friede wechselte schließlich Ende 2019 komplett ins Küchenteam.

„Er hat dort alle Stationen durchlaufen“, erzählt Daniel Koch. Frühstücksangebote, Mittagstisch, Zubereitung, Ausgabe, Catering – selbst am Wochenende und in den Abendstunden. „Er war von Anfang an voll engagiert, immer Feuer und Flamme für alles“, so Daniel Koch, der so viel Engagement ausdrücklich lobt. „Er hat einfach die richtige Leidenschaft für diesen Beruf“.

Seine Fähigkeiten waren schließlich so gut, dass man sich im Team fragte: Wie kann es für ihn weitergehen? Die Idee: formell heraus aus dem Beschäftigungsverhältnis der Werkstatt der Lebenshilfe, hinein in eine Ausbildung – und die ebnet ihm dann eine tolle Möglichkeit in den allgemeinen Arbeitsmarkt. Das seit 2020 bestehende Budget für Ausbildung half an dieser Stelle weiter. Dieses soll Menschen mit Behinderung den Einstieg in eine betriebliche Ausbildung erleichtern und eine Alternative zur Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) bieten. Vorbild ist das durch das Bundesteilhabegesetz eingeführte Budget für Arbeit. Im Gegensatz zu jenem zielt das Budget für Ausbildung aber auf die Erstausbildung zum Übergang in den Beruf ab.

Das Jobcoach-Team der Lebenshilfe, zu dem unter anderem Sandra Ropers gehört, nahm Kontakt zur Eingliederungshilfe des Landkreises Rotenburg auf, wo die Rahmenbedingungen für das Vorhaben und deren Umsetzung besprochen wurden. Der Landkreis übernimmt als Maßnahmenträger die Ausbildungsvergütung und finanziert die benötigten Fachleistungsstunden – denn Sandra Ropers kümmert sich als Jobcoach mit um Christian Friede, unterstützt ihn und ist Schnittstelle zwischen allen Akteuren.

Und so konnte Christian Friede seine Ausbildung im August beginnen. Drei Jahre liegen damit insgesamt vor ihm, auch verbunden mit dem Besuch der Berufsschule in Zeven. „Dort lernen wir zum Beispiel alles über Lebensmittel oder Zubereitungsarten“, berichtet Christian Friede, der übrigens ursprünglich aus Süddeutschland stammt und sich inzwischen sehr wohl fühlt im hohen Norden. Der Neu-Scheeßeler kommt jeden Tag mit dem Zug nach Rotenburg. „Und wenn der mal ausfällt, dann springt er auf sein Fahrrad und kommt trotzdem pünktlich zur Arbeit“, lobt Daniel Koch. Übrigens hat Christian Friede inzwischen auch den Führerschein in der Tasche.

Ob Frühstück oder Mittagstisch: „Ich mache beides gerne. Aber das Mittagsgeschäft macht am meisten Spaß“, erzählt Christian Friede, der zu Hause privat besonders gern Nudeln aus frischem Teig selbst macht. Und als er nach dem Interview dann endlich wieder in die Küche darf, wird er schon mit bester Stimmung vom Team empfangen. Ausbilder ist übrigens Roman Pinnisch, der sich ebenso freut, dass Christian Friede nun die Möglichkeit zur Ausbildung bekommen hat.

„Christian ist bei uns auf jeden Fall voll integriert“, berichtet Daniel Koch. Bis die Abschlussprüfung ansteht, wird Christian Friede noch viel lernen. „Spannend“, sagt er selbst und greift dann wieder motiviert zur Suppenkelle.

(April 2023; Text/Foto: Lebenshilfe Rotenburg-Verden / Wibke Woyke)

  

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