„Gute Beispiele schaffen Mut“

VERDEN (Oktober 2024). Ziele haben, fest an sich glauben, dran bleiben und Träume Wirklichkeit werden lassen. Genau so hat es Till Lässig gemacht. Er gehört zum Team der Kindertagesstätte Sachsenhain in Verden. Und: Er hat kürzlich einen unbefristeten Vertrag über eine sozialversicherungspflichtige Anstellung unterschrieben. Für den 25-Jährigen mit Beeinträchtigung war das ein Weg, der durch eine Kooperation der Stadt Verden (als Träger der Kindertagesstätte) mit der Lebenshilfe Rotenburg-Verden geebnet wurde. Ein toller Erfolg, zu dem Bürgermeister Lutz Brockmann Till Lässig nun bei einem Vor-Ort-Termin gratulierte. Wenn Till Lässig über seine Arbeit erzählt, lacht er viel und man sieht ihm seine Freude am Job an. Gemeinsam mit Marco Schwandt, Leiter des Jobcoaching-Teams der Lebenshilfe Rotenburg-Verden, und Kindertagesstätten-Leiter Lars Kück erzählte er beim Termin mit dem Bürgermeister über seine Tätigkeit. Wie sah sein bisheriger Lebensweg aus? Nach der Schule orientierte er sich beruflich, fand aber zunächst nicht das Passende. Ein Praktikum in der Kindertagesstätte brachte 2019 die Wende – denn genau das machte ihm jede Menge Spaß. Till Lässig nahm Kontakt auf zu Marco Schwandt, um mit Unterstützung der Lebenshilfe eine Beschäftigung zu finden – jedoch abseits der täglichen Beschäftigung in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung, so der Wunsch des jungen Mannes. Marco Schwandt half ihm, die übliche Eingliederungsphase gleich in der Kindertagesstätte Sachsenhain zu absolvieren, denn dort war man von Till schon während des Praktikums überzeugt. Und so startete er in der Kindertagesstätte durch und lernte den beruflichen Alltag kennen. Für den heute 25-Jährigen war klar: Hier möchte ich bleiben. Im Rahmen des Berufsbildungsbereiches ging seine Tätigkeit in der Kita weiter. Und nach dessen Beendigung (mit Zertifikat) folgte der nächste Schritt: Für Till Lässig wurde in der Kita ein sogenannter Außenarbeitsplatz geschaffen. Der ist zwar formell der Werkstatt der Lebenshilfe angegliedert, befindet sich aber eben außerhalb dieser Einrichtung – wie der Begriff deutlich macht. Till Lässigs glückliche Erkenntnis: „Ich gehöre fest zum Kindertagesstätten-Team.“ Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hatten ihn schnell in ihre Mitte aufgenommen – und die Kinder sowieso. Ein tolles Zeichen für Inklusion. Doch ein Wunsch blieb bei Till Lässig: eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit. Möglich ist die über das sogenannte Budget für Arbeit. Ziel dieser Maßnahme ist es, Menschen mit Beeinträchtigungen Beschäftigungsalternativen zur Werkstatt auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu ermöglichen – durch eine Kombination aus finanzieller Unterstützung an den Arbeitgeber und kontinuierlicher personeller Unterstützung am Arbeitsplatz (die Betreuungsleistung). Ein Modell, das die Lebenshilfe Rotenburg-Verden bereits mit verschiedenen Unternehmen der Region erfolgreich umsetzt. Doch im kommunalen Bereich, im öffentlichen Dienst? Bisher Fehlanzeige. Neuland also und so mussten, wie Marco Schwandt berichtet, zunächst einige strukturelle Hürden bei der Stadt genommen werden – und die Zeit verging. Doch nun endlich war es so weit: Till Lässig konnte seinen Vertrag unterschreiben (über 33,75 Wochenstunden). Till Lässig ist Angestellter der Stadt, die dank des Budgets für Arbeit eine Förderung durch die Eingliederungshilfe erhält (75 Prozent). Auch künftig wird der 25-Jährige von den Jobcoaches der Lebenshilfe auf seinem Weg begleitet, die auch weiter mit ihm an seiner Entwicklung arbeiten. Und so hat sich Till Lässig mehrere Ziele gesetzt, die er in den kommenden zwei Jahren persönlich erreichen möchte. Eins davon: das eigenständige Führen von Elterngesprächen. Die Mädchen und Jungs morgens von den Eltern entgegennehmen, mit den Kindern spielen, sie beim Frühstück begleiten, ihnen bei Bedarf bei verschiedensten Dingen helfen, sie auch mal trösten – Tills Aufgaben sind vielfältig. An verschiedenen Fortbildungen hat er ebenfalls schon teilgenommen. Er freut sich, so gut aufgenommen worden zu sein. Und das nicht nur von den Eltern und von den Kollegen und Kolleginnen, sondern ebenso von den Kindern. Die haben zwar auch mal ganz offen Fragen zu seiner Beeinträchtigung, doch für alle Mädchen und Jungs ist es eine Selbstverständlichkeit, dass er im Team ist. Zugeordnet ist er insbesondere der Igelgruppe und fühlt sich sehr wohl. Bürgermeister Lutz Brockmann freut sich über den inklusiven Arbeitsplatz. Ein Beispiel, das zeigt, dass so etwas eben auch im öffentlichen Dienst möglich ist, wie Lars Kück betont. „Gute Beispiele schaffen Mut“, ist Lutz Brockmann überzeugt. Und vielleicht hat das Ganze Signalwirkung für andere Kommunen. „Mehr davon!“, so der Wunsch von Marco Schwandt und Till Lässig nickt bestätigend. Er ist glücklich, seinen Weg gefunden zu haben. ———————————– Foto: Till Lässig (Zweiter von links) mit Bürgermeister Lutz Brockmann (links) sowie Lars Kück von der Kindertagesstätte Sachsenhain (Zweiter von rechts) und Lebenshilfe-Jobcoach Marco Schwandt
(Text und Foto: Lebenshilfe Rotenburg-Verden/Wibke Woyke)

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