Beratungsangebot LUPO für Menschen mit Behinderung sowie für Angehörige
ROTENBURG. Warum habe ich eine Behinderung und was macht sie mit mir? – Mein behinderter Sohn möchte ausziehen. – Ich möchte so gerne eine Partnerin finden. – Nur drei der Fragen und Themen, mit der Melanie Ludwig in der täglichen Arbeit konfrontiert wird. Sie ist ausgebildete systemische Therapeutin (SG) und kümmert sich bei der Lebenshilfe Rotenburg-Verden um das systemische Beratungsangebot LUPO. Nach vier Jahren zieht sie eine positive Bilanz – auch wenn die Corona-Pandemie Herausforderungen mit sich brachte.
Was bedeutet die Abkürzung LUPO? Hinter den Buchstaben verbergen sich die Begriffe lösungsorientiert, unterstützend, persönlich, offen. An diesen richten sich die Beratungen aus, die einen Blick auf das gesamte Lebensumfeld der Hilfesuchenden werfen. Ein Weg, um individuell Unterstützung leisten zu können. Die Beratungsarbeit, die Melanie Ludwig übernimmt, soll eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität bringen. Die Aktion Mensch unterstützt das Projekt bereits in der zweiten Förderphase maßgeblich mit. Zielgruppe sind Menschen mit geistigen, seelischen und emotionalen Beeinträchtigungen, Eltern von Kindern mit einer Beeinträchtigung und weitere Angehörige. Das Angebot ist kostenfrei und wendet sich ausdrücklich nicht nur an das Klientel aus der Lebenshilfe Rotenburg-Verden, sondern an alle Hilfesuchenden.
Nach vier Jahren ist die systemische Therapeutin gut vernetzt. Nicht nur in der Region, sondern auch darüber hinaus. So kommen Hilfesuchende nicht nur aus dem Kreis Rotenburg, sondern beispielsweise ebenso aus Verden, Bremen oder Osterholz. Durch die gute Netzwerkarbeit werden sie auch aus anderen Einrichtungen und Stellen an LUPO verwiesen, die in der Beratung ein sinnvolles niedrigschwelliges Hilfeangebot sehen. Ist jemand bei LUPO nicht richtig aufgehoben, so kann Melanie Ludwig übrigens unkompliziert und schnell weiter verweisen an geeignete Stellen – auch dabei profitieren alle Beteiligten von ihrem guten Netzwerk.
Mehr als 300 Personen nahmen bisher die Beratungen in Anspruch, davon rund 180 Angehörige. Wie viele Sitzungen nötig sind, um Probleme zu lösen, ist sehr unterschiedlich. Manchmal kann es schnell gehen, manchmal sind viele Sitzungen nötig, um überhaupt herauszukristallisieren, wo genau die Schwierigkeiten begründet liegen. Aktuell sind es etwa 80 Personen, die Melanie Ludwig berät. Um welche Themen geht es? Etwa um den Umgang mit der Behinderung – insbesondere bei Angehörigen sei das oft der Fall. Ein großer Themenkomplex sei auch der rund um Partnerschaft und Sexualität sowie um das Knüpfen von sozialen Kontakten. Außerdem gehe es um Konflikte und Trennungen, um Wohnungssuchen, um Familie. Zudem habe Corona den psychischen Druck verstärkt, weiß Melanie Ludwig. Familiäre Konflikte seien in dieser Zeit mehr entstanden – und auch das Thema Gewalt komme häufiger zum Tragen. Nicht zuletzt ist sie mit Trauerarbeit und Tod konfrontiert.
Corona sorgte dafür, dass die Beratungen zeitweise komplett auf Eis gelegt werden mussten – durch die Kontaktbeschränkungen. Daher ist die Bilanz der einzelnen Jahre unterschiedlich, was die Beratungsanzahl betrifft. Einen offenen Beratungstermin ohne Anmeldung bietet Melanie Ludwig aktuell nicht an, aber wer Hilfe braucht, kann einen zeitnahen Termin mit ihr vereinbaren (Telefon 04261-4141213 oder per Mail an Beratung(at)LhRowVer.de). Wenn sich die Corona-Zahlen wieder legen, möchte sie gern wieder das Eltern-Frühstück reaktivieren sowie ein neues Trauercafé auf die Beine stellen. Hoffnungsvoll blickt sie zudem Richtung Herbst: Dann nämlich soll die Wanderausstellung „Echt mein Recht“ ins Rathaus kommen, in der es um Selbstbestimmung und Schutz vor sexualisierter Gewalt für Menschen mit Lernschwierigkeiten geht. Die Ausstellung wird gemeinsam von verschiedenen Einrichtungen nach Rotenburg geholt, die Lebenshilfe ist eine davon.
(Februar 2022 – Text und Foto: Lebenshilfe Rotenburg-Verden/Woyke)
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